Heute verzichten wir bewusst auf die Autobahn und entscheiden uns für die gemütlichere Variante: Quer durchs Land, mit ausreichend Zeit für spontane Stopps und Entdeckungen am Wegesrand. Die Fahrt führt durch landwirtschaftlich geprägte Regionen in der Pfalz – hier dominiert der Weinbau, die Landschaft wirkt gepflegt und lebendig.

Unterwegs auf der Weinstrasse

Wir durchqueren die Gegend um Landau in der Pfalz und folgen ein Stück der berühmten Deutschen Weinstrasse bis in die Region bei Vorstadt. Einladend, grün und weitläufig – eine ideale Kulisse für eine entspannte Fahrt. An einem Rastplatz legen wir eine längere Mittagspause ein, stärken uns und beginnen gleichzeitig mit der Suche nach einem passenden Stellplatz für die Nacht.
Fündig werden wir beim Stellplatz in Bingen am Rhein. Laut Webseite zwar ausgebucht wegen einer Veranstaltung – aber wir hoffen, dass dies nur für den Vortag, also den Samstag galt. Es ist Sonntag, und erfahrungsgemäss reisen viele am Nachmittag wieder ab. Wir wagen es.

Glückstreffer in Bingen

Und tatsächlich: Bei unserer Ankunft in Bingen stehen ausreichend freie Plätze zur Verfügung. Unsere Spekulation hat sich gelohnt, wir richten uns für die Nacht ein. Nach dem Einrichten unternehmen wir einen Spaziergang entlang des Rheinufers. Dabei kommen wir an den Überresten der Hindenburgbrücke vorbei – einst eine bedeutende Eisenbahnverbindung zwischen Bingen und Rüdesheim. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie von deutschen Pionieren gesprengt, um den Vormarsch der amerikanischen Truppen zu erschweren. Heute erinnern nur noch einzelne Pfeiler im Fluss an dieses Bauwerk.

Eine besondere Mission

Unser Aufenthalt in Deutschland hat einen ganz besonderen Grund: Michels Eltern feiern ihren 60. Hochzeitstag – und zwar an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Geplant war ein Überraschungsbesuch in Cochem an der Mosel, wo das Schiff laut Reiseplan anlegen sollte. Doch eine defekte Schleuse bringt alles durcheinander, der Fahrplan wird über den Haufen geworfen. Wir wissen zunächst nicht, wohin die Reise der Eltern nun genau geht.

Warten, hoffen, improvisieren

Wir übernachten schliesslich in Bacharach auf einem Stellplatz direkt am Rhein. So sind wir am nächsten Morgen flexibel und müssen nicht mehr allzu weit fahren. Der Rhein bildet hier die Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz – geografisch und landschaftlich ein interessanter Abschnitt.
Nach Rücksprache mit der Reiseorganisation heisst es, das Schiff werde nach Köln umgeleitet. Wenig später heisst es dann: Zwischenhalt in Koblenz – mit möglichem Ausflug nach Cochem per Reisebus. Jetzt heisst es schnell umplanen: Wir machen uns auf nach Cochem und versuchen herauszufinden, wann und wo der Car ankommt.

Überraschung gelungen!

Von Michels Eltern kommt eine Nachricht: Sie machen tatsächlich einen Ausflug nach Cochem, Abfahrt des Busses um 13 Uhr. Dank Google Maps können wir den ungefähren Ankunftszeitpunkt abschätzen – etwa 14 Uhr. Wo der Bus hält, wissen wir zwar nicht, aber wir haben Glück: Kurz nach ihrer Ankunft entdecken wir sie tatsächlich. Wir mischen uns unter die Gruppe und sprechen sie einfach an: „Was macht ihr denn hier?“ – Die Überraschung ist perfekt gelungen!
Wir verbringen gemeinsam einen schönen Nachmittag bei einer Stadtbesichtigung und anschliessender Erfrischung im Restaurant. Die Freude über das unerwartete Treffen ist spürbar. Gegen 16 Uhr trennen sich unsere Wege wieder – ein emotionaler Moment.

Entlang der Mosel nach Neef

Wir fahren noch ein Stück weiter moselaufwärts und finden in Neef einen Stellplatz direkt am Wasser. Ein ruhiger, schöner Platz – ideal zum Ausklingen dieses ereignisreichen Tages. Auch hier beobachten wir wieder die grossen Transportschiffe, die gemächlich vorbeiziehen.

Schleusenschaden mit Folgen

Nach einer ruhigen Nacht starten wir mit einem ausgiebigen Spaziergang mit Gwenn-Du. Wir laufen bis zur Schleuse St. Aldegund – jener Schleuse, die vor wenigen Tagen durch ein havariertes Frachtschiff beschädigt wurde. Die Folge: Rund 50 Transportschiffe konnten nicht weiterfahren, bis die Schleuse kontrolliert und wieder freigegeben war. Auch die Schiffsreise von Michels Eltern war davon betroffen – ihre geplante Route hätte genau durch diese Schleuse geführt. Deshalb mussten wir beim Überraschungsbesuch etwas improvisieren. Aber: Ende gut, alles gut.

Auf nach Frankreich

Unsere Reise geht weiter entlang der Mosel bis nach Bernkastel-Kues. Dort verabschieden wir uns von der Mosel und steuern südwärts in Richtung Homburg. Die Strecke ist abwechslungsreich, führt durch hügelige Landschaften mit weiten Feldern und kleinen Ortschaften – eine echte Genusstour. Den Nachmittagskaffee trinken wir bereits wieder auf französischem Boden.

Natur pur in Wingen-sur-Moder

Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich in dieser Region nicht ganz einfach – die Auswahl an Stellplätzen ist überschaubar. Fündig werden wir schliesslich in Wingen-sur-Moder, einem kleinen Ort mit einem grossartigen Namen. Auf dem städtischen Campingplatz (Camping Municipal) finden wir ein ruhiges Plätzchen unter alten Bäumen. Einfach, naturbelassen und angenehm ruhig – genau das, was wir nach den aufregenden letzten Tagen brauchen.

 

Tipp:

In Cochem, falls ihr mal dort seid, lohnt sich auch ein Besuch der Reichsburg oder ein Abstecher zur „Sesselbahn“ mit Aussicht über das Moseltal. Und für alle, die ebenfalls flexibel auf Flusskreuzfahrten von Angehörigen reagieren wollen: Ein Live-Tracking der Schiffe via Apps wie „VesselFinder“ oder „MarineTraffic“ kann hilfreich sein – wenn das Schiff öffentlich sichtbar ist.

 

Wo haben wir übernachtet:

📍 Bingen am Rhein,
Stellplatz mit allem, inklusive Brötchen Service 13 € / Strom +4.50 €

➡️ Google-Maps Koordinaten

 

📍 Bacharach,
Stellplatz direkt am Rhein, angrenzend zum Campingplatz gelegen, V/E & Strom, 15 €

➡️ Google-Maps Koordinaten

 

📍 Neef,
Stellplatz direkt an der Mosel, grosse Wiese (Vorsicht bei Regen),  12 € inklusive V/E

➡️ Google-Maps Koordinaten

 

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