Die Zeit im Lockdown in Frankreich

24. Nov. 2020 | Frankreich

Seit dem letzten Bericht sind schon wieder einige Tage vergangen. Während es bisher leichtfiel, über unsere Erlebnisse zu schreiben – schliesslich passierte viel –, ist das diesmal etwas schwieriger. Seit über drei Wochen sitzen wir nun fest. Das war definitiv nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Wir wollen reisen, leben, erleben. Es ist nicht so, dass uns langweilig wäre – aber wir können nicht das tun, was wir gerne möchten.

Warum Frankreich?

Als der neue Lockdown angekündigt wurde, blieben uns gerade mal zwei Tage, um zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Südfrankreich stand schon länger auf unserer Liste – ursprünglich wollten wir aber in der Bretagne bleiben, um diese auch mal in der kühleren Jahreszeit zu erleben.
Schon in den Tagen zuvor hatten wir gemerkt, dass viele Stell- und Campingplätze geschlossen waren – teils saisonal, teils dauerhaft wegen Corona. Mit dem Lockdown kam dann der komplette Stopp für den Tourismus: Reisen und Ortswechsel waren untersagt, erlaubt waren nur Wege zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt. Selbst das Verlassen des eigenen Grundstücks war nur für eine Stunde täglich im Radius von 1 km erlaubt.
Das hätte für uns bedeutet: Falls wir überhaupt einen Platz gefunden hätten, hätten wir 23 Stunden am Tag im Wohnmobil verbringen müssen – über Wochen hinweg. Keine besonders reizvolle Aussicht.

Zurück in die Schweiz?

Aber wohin genau? Für ein paar Nächte hätten wir vielleicht Unterschlupf gefunden – aber längerfristig? Ein Campingplatz für mehrere Wochen wäre eine Option gewesen, aber recht teuer. Und was, wenn auch die Schweiz einen harten Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen beschlossen hätte? Dann wären wir im WoMo eingesperrt gewesen – bei winterlichen Temperaturen. Unsere Idee war ja eigentlich, den Winter im Süden zu verbringen.
Spontan eine passende Lösung in der Schweiz zu finden, war kaum möglich. Zudem waren die Ansteckungszahlen in der Schweiz damals deutlich höher als in Frankreich – trotz weniger strenger Massnahmen. All diese Überlegungen führten zur Entscheidung: Südfrankreich.

Leben im Lockdown

Eigentlich geht es uns gut. Wir stehen bei Freunden auf einem grossen Grundstück in Südfrankreich – 10 Hektar Platz, viel Bewegungsfreiheit. Unser Stellplatz liegt sonnig, mit kleiner „Terrasse“, wir haben Strom und Wasser. Bis vor wenigen Tagen waren die Temperaturen mild genug, um tagsüber draussen zu leben. Erst jetzt wird es merklich kühler, besonders nachts.
Fürs Schlafen und Duschen dürfen wir ins Haus – ein echtes Privileg. Essen und Freizeit verbringen wir im oder vor dem Wohnmobil, je nach Wetter. Kontakt haben wir ausschliesslich mit unseren Freunden – ein kleiner Luxus in Zeiten von Corona, in denen soziale Kontakte reduziert werden sollen. Aber auch etwas, das man zu vermissen beginnt.
Wir haben uns gut organisiert: Jeden zweiten Tag essen wir gemeinsam, gekocht wird abwechselnd. Dafür braucht es Planung – ein Menüplan für mindestens eine Woche muss her, der Einkauf entsprechend vorbereitet werden. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist rund 6 km entfernt. Für jeden Einkauf muss ein Formular ausgefüllt werden, das den Weg rechtfertigt.
Wir haben uns angewöhnt, jeweils für etwa zehn Tage einzukaufen – mit dem Velo und Anhänger, um mit dem Wohnmobil samt Schweizer Kennzeichen nicht aufzufallen. Man weiss ja nie, ob das Probleme geben könnte.
Solange unser Gasvorrat reicht, können wir hier bleiben. Zum Glück haben wir unsere Tankflaschen – damit sind wir gut versorgt. Bisher brauchen wir nur morgens für etwa 30–45 Minuten die Heizung. Ansonsten dient das Gas vor allem zum Kochen – der Verbrauch hält sich also in Grenzen.

 


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